Frühe Vögel

Vorab allerdings gab es auch schon den „neuen, modernen Wahlsonntag“. So oft wie nie zuvor las man heuer schon Tage vor dem großen Tag auf Facebook, bei Twitter oder Google+ : „So, erledigt. Ich war wählen.“ – Wie bitte? Ach ja, die Briefwahl. Erfunden, um denen die Wahl zu ermöglichen, die am Tag X nicht zu Hause sein können oder wollen, war sie zunächst eine etwas versteckte, in seltenen Fällen genutzte Möglichkeit, die Wahlbeteiligung zu fördern. Inzwischen jedoch ist sie probates Mittel für alle, die schlicht keine Lust haben, sich am Sonntag bei miesem Wetter aus dem Bett oder vom Sofa zu quälen.

Trotzdem, den Thrill gibt’s nur am Sonntag. Am echten Wahltag. Nachrichten rund um die Uhr, Interviews, Live-Schaltungen aus den Parteizentralen, später dann die ersten Hochrechnungen, Prognosen, Fehleinschätzungen, Endspurte… hach – besser als Tatort und CSI zusammen!

Wahl 2013

Links, rechts, Mitte – wo steh ich, wo steht Ihr?

Und dieses Mal geht es auch gefühlt um alles oder nichts. Energiewende? Bedingungsloses Grundeinkommen? Internet für alle? Bildung fördern oder lieber Arbeit? Kitas aufbauen oder Mütter am Herd bezahlen? Wirtschaft aufbauen oder noch mehr Staatsverschuldung? Europa, kein Europa… Links, rechts, Mitte – wo steh ich, wo steht Ihr? Die, die man wählen möchte, haben keine Chance, die, die man dann wählt, sind nur ein Kompromiss. Wählen aus tiefstem Herzen oder taktisch?  Die aussichtslosen Wunschkandidaten stärken, oder das kleinere Übel wenigstens sicher wähnen?

Die Zeiten sind irgendwie vorbei, in denen man sich zwischen den zwei, drei Großen entschieden hat. Am Ende stand immer SPD oder CDU. Rot oder schwarz. Aber jetzt. Gelb, grün, orange, schwarz, rot, ganz doll rot, braun. Also nee, mit Farben kommen wir nicht mehr weiter, auch wenn diese Metapher immer noch gerne mit Ampeln oder Jamaica genutzt wird. Doch mehr als je zuvor geht es um detaillierte Inhalte.

Rien ne va plus!

Kreuze gemacht, Erststimme, Zweitstimme, ab in die Urne. War die Wahl aus dem Herzen die richtige Entscheidung? Wäre mehr Taktik besser gewesen? Jetzt beginnt die Zeit des bangen Wartens. Wir gehen Wählen, denn wir haben die Wahl. Doch wie viel Wahl haben wir wirklich? Was wird durch die entschieden, die nicht wählen? Was durch jene, die irgendwas ankreuzen, einfach irgendwas? Nicht nur dieses Mal und nicht nur gefühlt geht es um alles. Es geht jedes Mal um alles. Es geht um unsere Gegenwart, um unsere Zukunft, um unsere Kinder, um unser Land und irgendwie auch um Europa und die ganze Welt. Für die nächsten Stunden wird die Wahl zur Qual. Bis zum endgültigen Ergebnis ziehen sich die Sekunden, die Minuten.

Ab heute Abend beginnt ein neues Zeitalter. Und wir haben alles gegeben, denn: Wir waren Wählen!

Wählen gehen / Stimme zählt

Beate Beate: Ich war auch wählen, weil jeder einzelne eine Mitverantwortung dafür trägt, wer unser Land und somit unsere Interessen vertritt. Als verantwortungsbewusste Eltern haben wir auch gleich unsere Erstwähler mit zur Urne geschleppt.