Bei n-tv bin ich gerade über einen Artikel gestolpert: Hartnäckige Mieter – obdachlos durch Kündigung. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Da vermietet einer sein Haus an eine Familie auf Zeit, weil er eine gewisse Zeit lang berufsbedingt ins Ausland muss. Als er zurück kommt, weigert sich die Familie, auszuziehen und – der Hammer – zahlt keine Miete mehr! Selbst nach Beiziehung eines Anwaltes und einer erfolgreichen Räumungsklage bekam er die Familie nicht aus seinem Haus, ganz im Gegenteil, er wurde von der Stadt verpflichtet, „im Interesse des Gemeinwohls die Familie weiter unterzubringen“, weil diese sonst auf der Straße stehen würde und von der Gemeinde untergebracht werden müsste.

Ich muss erst einmal tief Luft holen. Das habe ich jetzt nicht nur einmal gelesen, sondern gleich mehrere Male. Ich träume, oder? So viel zum Thema Eigentum und Mietrecht. Da sind ja sogar Rechtsanwälte machtlos. Sind wir eigentlich alle bescheuert, dass wir brav unsere Miete zahlen? Ich habe auch Kinder, da könnte ich mir doch mal eben ein schickes Haus suchen und dann ärgere ich den Vermieter und bezahle nichts mehr. Dass der eventuell eine Finanzierung laufen hat? Egal! Was kümmert es mich. Der kriegt mich nicht raus, notfalls lasse ich ihn halt enteignen und lebe wie die Made im Speck.

Sag mal, was für Leute leben unter uns? Immer wieder liest man über Mietnomaden. Gibt es noch die gute alte Rechtschaffenheit? Wegen solcher asozialer Elemente bekommen anständige Familien nur ganz schwer Wohnungen. Das muss ja auch abschrecken. Ich habe so den Eindruck, dass man als Vermieter immer den schwarzen Peter hat. Wenn ich mir das richtig überlege, dann ist es eigentlich billiger, die Wohnung leer stehen zu lassen, dann spart man sich die Anwalts-, Gerichts- und Renovierungskosten. Das kann es doch nicht sein.

Natürlich muss man sich als Vermieter im Klaren darüber sein, das man mietrechtlich eine Familie schwieriger aus der Wohnung bekommt als allein stehende Personen. Aber wenn man doch vorher extra einen befristeten Mietvertrag gemacht hat!? Ich würde mich was schämen, mich nicht an die Spielregeln zu halten. Ganz davon abgesehen, würde ich als Familie auch nicht wirklich einen befristeten Vertrag abschließen, wenn ich weiß, dass der definitiv nicht verlängert wird, denn Umzüge sind einfach nur grauenhaft und teuer. Aber diese Familie finde ich einfach nur dreist.

Obwohl: Noch viel dreister ist ja die Gemeinde. Tut uns leid Herr XY, dass Sie so dumm waren und sich ein Eigenheim angeschafft haben. Nein, eigentlich tut es uns nicht leid, denn so haben Sie die Quote der Unterbringungsmöglichkeiten unserer Gemeinde für Obdachlose erhöht. Sie dürfen am Montag noch einmal in Ihr ehemaliges Haus und Ihre persönlichen Sachen raus holen, dafür haben Sie 10 Minuten Zeit. Danach können Sie sich entscheiden, ob Sie unter einer Brücke schlafen wollen oder aber im Männerwohnheim der Nachbargemeinde. Und wo wir gerade dabei sind: Wir haben hier noch zwei Alkohol und Drogen abhängige Männer, die sich nie waschen und wahrscheinlich auch Läuse haben. Im Interesse des Gemeinwohls werden wir die noch in Ihrem Keller einquartieren. Kurze Frage: Könnten Sie nicht noch ein zweites Haus finanzieren? Wir haben hier so ein leer stehendes, renovierungsbedürftiges Hotel. Das wäre ideal für unsere Zwecke!

Sachen gibt es, die gibt es gar nicht. Ich bin nur beruhigt, dass das Verwaltungsgericht letztendlich im Sinne des Vermieters entschieden hat!